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Der Fluch des Psycho Circus (Deckstory) Empty Der Fluch des Psycho Circus (Deckstory)

Fr Nov 10, 2017 10:07 am
Psycho Circus

Es war die siebenundachtzigste Tour des allseits beliebten Zirkus Knaximus. Schon oft ist der kleine Wanderzirkus in vielen Regionen – darunter Städte und Dörfer – aufgetreten. Aber schon seit einiger Zeit liefen die Geschäfte nicht mehr so gut, wie zu Anfang mal. Genau genommen hat die wirtschaftliche Lage auf dem Kontinent Mambahamba den Zirkus hart getroffen. Und jetzt, da vor einigen Wochen auch noch der Buchhalter Lumpi, der hochentwickelte Haushamster des Zirkusdirektors, den alle nur "Gentleman" nannten, dem Verzehr einer abgelaufenen Gurke erlag, waren die Einnahmen im Verhältnis zu den Ausgaben tief in den roten Bereich versunken. Auch die Ersparnisse für schlechte Zeiten haben sich nach der teuren Beerdidung Lumpi`s deutlich verringert. Mittlerweile waren sie sogar total aufgebraucht. Und die schlechte Stimmung hatte Auswirkungen auf die Show. Der Zirkusdirektor, der einst als so Kinderfreundlich bekannt war, und nicht nur immer lächelte, sondern sich auch über jedes Lächeln Anderer erfreute, war durch den erlittenen Schicksalsschlag nicht mehr wiederzuerkennen. Er schloss sich tagelang in seinen Büroräumen ein und sprach mit niemandem ein Wort. Tour siebenundachtzig sollte das jetzt ändern. Es ging in ein kleines Randdorf – keine riesige Einnahmequelle – aber schon immer ein beliebtes Ziel für den Zirkus. Die dort lebenden Menschenkinder waren immer sehr leicht zu begeistern und weil das Dorf eigentlich sehr arm war, wurde die Zirkus-Crew immer fleißig mit selbstgesammelten Pilzen und Früchten versorgt. Die waren ebenfalls sehr beliebt, weil sie nach kurzer Zeit immer für faszinierende Halluzinationen sorgten. Und irgendwie stimmten sie die Menschen fröhlich, obwohl man sich noch nicht einig war, ob die Gesundheit darunter zu leiden hatte. Aber noch hat es niemandem im Dorf geschadet.
Dennoch: Die Vorfreude auf den heutigen Abend hielt sich bei den Artisten in Grenzen. Schon das Wetter wollte bei ihrer Ankunft einfach nicht mitspielen. Beim Aufbauen des großen Zeltes prasselten faustgroße Wassertropfen auf die Crew herab. Die Sonne war hinter einer dichten, grauen Wolkendecke verschwunden und der Wind blies ständig gegen die Plane, sodass der ein oder andere Flicken sich schon wieder löste. Aber dann hatte es die Crew geschafft. Das Zelt stand. Und sie hatten sogar noch ein wenig Zeit bis zum Auftritt.
Bobo der Zirkusaffe – er gehörte der Gattung der Hambas an – lief gerade auf seinem Weg zur Maske an der Wohnkutsche des Zirkusdirektors vorbei, als er ein leises Schluchzen wahr nahm. Einen Moment lang überlegte er, einfach weiterzugehen, entschloss sich dann aber doch zumindest mal nachzufragen, ob alles in Ordnung sei. Und so öffnete er die Kutschentür sehr vorsichtig und steckte langsam seinen Kopf durch den Türspalt. "Ist alles in Ordnung, Herr Direktor?"
Vor Bobo saß, hinter einem kleinen Schreibtisch, ein niedergeschlagener Mann mittleren Alters, dessen Kopf immer wieder mit der Stirn auf den Tisch schlug. "Nein, nein, nein!", rief der Zirkusdirektor, während dieses Vorgangs. Dann blickte er auf und sah Bobo in die Augen. Für einen Moment lang hielt er inne, bis eine leidige Stimme aus seinem Mund erklang.
"Weißt du Bobo? Weißt du, wovon ich in Wirklichkeit immer geträumt habe? Kein einfacher Zirkus. Ein ganzer Vergnügungspark sollte es sein! So richtig mit Riesenrad und allem! Das war immer mein Traum. Und wir hätten es fast geschafft. Aber jetzt sind unsere Finanzen am Ende. Und wir kämpfen nur noch um den nötigen Krümel Brot zum Leben! Wie lange kann das so weitergehen?"
Bobo wusste darauf keine Antwort. Wie sollte es wohl so weitergehen? Entweder es läuft wieder, wozu man seinen Hintern in Bewegung setzen müsste, oder man müsse eine Umschulung in betracht ziehen. Aber das wollte Bobo nicht sagen. Stattdessen sprach er vorsichtig: "Wenn die Show heute ein Erfolg wird, und sie endlich wieder ihr breites Lächeln präsentieren können, dann würde das der Crew die nötige Motivation bringen, wieder durchzustarten. Vielleicht denken Sie mal darüber nach..."
Bobo verlies die Wohnkutsche des Zirkusdirektors und machte sich weiter ans Werk. Der Zirkusdirektor lies sich bis zum Abend nicht mehr blicken.

Kurz vor der Vorstellung füllte sich auch der letzte Platz im Zirkuszelt. Fast das gesamte Dorf war gekommen. Und einige zahlten sogar den Eintritt mit Wertsachen, oder eben mit leckeren heimischen Pilzen. Die Artisten waren alle auf ihren verschiedenen Posten. Nur der Direktor fehlte. Nicht mehr lang und die Stunde der Wahrheit sollte schlagen. Kurz bevor die Show beginnen sollte, stand plötzlich der Direktor hinter den Artisten. Ohne eine Mine zu verziehen, trat er durch einen kleinen Vorhang ins Zirkuszelt. Das Publikum applaudierte voll Vorfreude auf die Vorstellung, während sich der "Gentleman" im Mittelpunkt der Manege befand. Dann klang der Applaus langsam ab. Alle warteten gespannt auf die Eröffnungsrede. Doch es blieb still. Plötzlich sackte der Zirkusdirektor zusammen und fiel hart zu Boden. Die Menge war stumm.War das Show oder nicht? Die Artisten im hinteren Bereich, die gerade noch auf ihre Einsätze warteten, wussten: Das gehörte nicht zum Plan. Nach dem ersten Schock machten sich Bobo und zwei Zauberkünstler auf zum Direktor. Er war nicht ansprechbar. Kurz entschlossen griffen sie ihm unter die Arme und trugen ihn in den für das Publikum unsichtbaren Bereich, wo die Artisten sich geschockt um den Verletzten scharrten. Bobo der Zirkusaffe fasste einen Entschluss: Die Show müsse trotzdem weitergehen, sonst würde es das heute um den Zirkus gewesen sein. Er hetzte raus in die Manege, wo das Publikum fleißig am Murmeln war. Er begann zu sprechen: "Hallo...", das Publikum ward stumm. "Ich möchte mich im Namen unserer Crew für den kleinen Zwischenfall entschuldigen. Natürlich wurde Ihnen heute eine außergewöhnliche Show versprochen. Und die bekommen Sie auch. Zunächst wartet auf die unser Hochseilakt, bei dem unsere zwei Artisten, ohne abgesichert zu sein, auf einem dünnen Seil acht Meter über dem Boden die Kunst der Fortbewegung neu definieren werden! Viel Spaß mit den schwebenden Tänzern!"
Das Publikum klatschte verhalten. Bobo lief zurück zu den Artisten: "Ihr seid dran!"
Noch etwas zitterig trauten sich die beiden Artisten nach draußen. Kletterten auf zwei gegenüberliegende Holzmasten zwischen denen ein Seil gespannt war. Ein Paukenschlag erklang. Gefolgt von weiteren, die sich passend zur Show aufbauten. Gespannt sah das Publikum zu, wie die Artisten auf den Seilen ihre Kunststücke verübten. Bei tobendem Applaus, so als hätte das Publikum den vorherigen Vorfall gänzlich vergessen, verließen die beiden Tänzer die Manege. Der Dompteur war dran. Alle Elemente für seine Show wurden zu vergnügter Musik in die Manege geschoben. Und dort vorbereitet. Dann schoben die Mitarbeiter auch die Käfige gefüllt mit wilden Löwen in die Manege. Der Domteur trat hervor. Nach einigen Worten zu seiner Show entzündete er einen in der Luft stehenden Ring, der nun in lodernden Flammen aufging. "Ich werde nun unseren Löwen Bommel frei lassen und er wird euch zeigen, wie man es als so schwere Wildkatze schafft, durch einen brennenden Reifen zu springen!"
Noch mit Ende des Satzes öffnete der Dompteur den Käfig und der Löwe sprang heraus. Der Dompteur führte das riesige Tier zu einem Podest vor den Reifen. Trommelwirbel füllte die Akustik im Zelt aus. Dann verstummte er und der Domteur rief "Spring!".
Doch Bommel saß weiterhin auf seinem Podest. Verlegen lächelte der Dompteur in die Runde. Dann wiederholte er ungeduldig: "Spring, habe ich gesagt!"
Und plötzlich gröhlte der Löwe in seine Richtung. So laut, dass der Domteur erschrack und bei einem Schritt rückwärts den Halt verlor. Er ging zu Boden. "Hat der Direktor das Beruhigungsmittel heute Mittag verabreicht?", rief er fast ängstlich den anderen Artisten zu, die diesen auch gerade wieder ins Bewusstsein geholt hatten. Der Direktor schien über irgendetwas erschrocken. Normalerweise hatte Zelthamster Lumpi das immer getan, und der Direktor wollte übergangsweise die anfallenden Aufgaben übernehmen. Aber sein Gesichtsausdruck verriet: das hatte er wohl in diesem Fall vergessen. Bommel, der Löwe tobte. Er sprang von seinem Podest herunter und riss dabei den Feuerreifen um, wobei sich sein Schwanz und seine Mähne entzündete. Jetzt tobte er noch mehr umher. Er kreiste in der Manege. Der Domteur blieb regungslos liegen und sah erschrocken in die Luft. Das Publikum geriet in Panik. Die Massen erhoben sich, um das Zelt zu verlassen. Doch in diesem Moment rannte auch Bommel zum Ausgang, der mit seiner lodernden Mähne in die Zeltplane fiel. Das Zelt fing Feuer. Die Artisten im hinteren Bereich schliffen den Zirkusdirektor nach draußen – weg vom Zelt. Die Wände fingen in Sekundenschnelle Feuer und drohten wegzubrennen. Auch die Masten, die das Dach hielten erlagen langsam der Hitze. Brennendes Material fiel herab und versperrte den Ausgang aus dem Zelt. Die panische Masse von Zuschauern flüchtete in die Manege, um den Flammen zu entkommen. Doch das Zelt brannte ringsum. Und als die Wände sich buchstäblich in der Hitze des Gefechts verabschiedeten, konnte sich das Dach allein nicht mehr halten. Die Artisten, die es rausgeschafft hatten, und der Zirkusdirektor sahen von Außen nur noch, wie das lodernde Zeltdach in sich zusammenfiel -
Eine Tragödie.

Am Ende des nächsten Tages wurde das Ausmaß des Unglücks bekannt. Das gesamte Dorf war zum Zeitpunkt des Unglücks noch im Zelt. Zusammen mit all den Löwen und dem Dompteur. Soetwas hatte es in all den Jahren nicht gegeben. Es war furchtbar. Und das alles, wegen eines wildgewordenen Raubtieres. Wer hätte gedacht, dass das gefährlich sein könne?

Dem Zirkusdirektor war bewusst, dass er es war, der vergessen hatte das Tier ordnungsgemäß vor der Vorführung mit Beruhigungsmitteln zu versorgen. Er versank in Schuldgefühlen, die er mit einer Flasche Schnaps schon seit den frühen Morgenstunden zu ertränken versuchte. Völlig durcheinander saß er in seiner Wohnkutsche und starrte in die Leere. Seine Optik nahm den Raum nur noch verschwommen war. Doch plötzlich vernahm er ganz deutlich eine tiefe, bedrohliche Stimme: "Harald Becker!"
Noch nie hatte ihn jemand bei seinem echten Namen genannt. "Sieh dich an. Da sitzt du, geplagt von deinen eigenen Gefühlen. Badend in einer Mischung aus Schuld und Selbstmitleid."
Erschrocken sah sich der Direktor um. Es packte ihn die Angst, als er neben sich ganz plötzlich eine menschenähnliche Gestalt vernahm. Sie war sehr groß, ihre Haut war rot und zwei schwarze Hörner ragten der fremden Gestalt aus der Stirn.
"W... Wer bist du?", fragte der Direktor vorsichtig.
"Das spielt keine Rolle. Viel wichtiger ist, warum du hier so jämmerlich herumsitzt; deinen Kummer im billigen Fusel ertränkst. Was ist aus dir geworden?", entgegnete die fremde Gestalt und starrte ihrem Gegenüber in die Augen.
"Wisst ihr denn nicht, was passiert ist? Was ich getan habe?"
"Oh, doch. Ich weiß alles. Ich weiß von dem Unglück, von eurem verstorbenen Freund und auch, dass Ihr es ward, der das Unglück zu verantworten hat."
"Was wollt ihr dann hier? Ich habe dieser Welt nichts mehr mitzuteilen und Euch damit auch nicht!"
"Oh, mein Freund... Ich bin nicht von dieser Welt. Aber ich kann euch helfen."
"Wie gedenkt ihr bitte das zu tun? Wie kann man jemandem, der Schuld an einem so schrecklichen Unglück trägt, noch helfen? Und selbst wenn, warum sollte man das tun?"
"Zufällig bin ich auf so etwas spezialisiert. Ward ihr nicht einst ein glückerfüllter Mann? Ich glaube viele euresgleichen beneiden euch eures Lächelns wegen. Was ist, würde ich euch sagen, dass ich euch dieses Lächeln zurückgeben kann?"
"Wie sollte das schon gehen? Ich würde alles dafür geben, wenn das nur den gestrigen Abend ungeschehen macht."
"Und deswegen bin ich hier. Was ist, würde ich euch sagen, die gestrige Nacht ist lediglich das Ende eines schlechten Traums? Es wäre alles wieder, wie es einmal war. Und besser: Stellt euch vor euer treuer Freund Lumpi würde wieder an eurer Seite arbeiten. Und ihr hättet nicht bloß einen Zirkus, sondern... wie sagt man noch..."
der Zirkusdirektor sah den Fremden mit großen Augen an: "Einen Vergnügungspark?"
"Einen Vergnügungspark!", wiederholte die rothäutige Gestalt, wobei die grüngelben Augen zu leuchten begonnen. "Das war es doch, was ihr so sehr wolltet, nicht wahr?"
"Aber das ist doch unmöglich..."
"NICHTS ist unmöglich!", der Fremde schien zornig. "Ihr müst nur diesen Vertrag unterzeichnen. Die Seelen eurer Crew und eure eigene werden damit mir übertragen. Dafür erfülle ich euch all eure Träume, lasse eure Albträume der Vergangenheit verschwinden und ich bringe euch eure verflossenen Freunde wieder. Klingt doch fair, nicht wahr?"
Der Zirkusdirektor überlegte einen Moment. Er war ohnehin der Meinung, er würde gerade träumen. Und was solle da schon passieren? Also sagte er: "Ich habe weder Stift noch Feder, aber ich bin bereit euer komisches Papier zu unterzeich..."
"Hervorragend!", wurde der Direktor vom Fremden unterbrochen. "Eine Feder braucht Ihr gar nicht."
Der Fremde griff nach der Hand des Zirkusdirektors und zog einen Finger über die Klinge eines Brieföffners, der auf dem Schreibtisch stand. Sofort fing die Wunde an zu bluten. "Drückt jetzt einfach euren Finger unten auf den Vertrag.", sagte das grün-gelbäugige Wesen und deutete auf eine Stelle auf dem Papier, welches es in seiner Hand hielt. Dann geschah es. Der blutige Finger des Direktors berührte den Vertrag. Dann zischte es laut und eine Explosion folgte aus Richtung des Fremden, der daraufhin verschwunden war. Der Direktor fiel auf seinem Stuhl zurück und hustete vom Rauch, der dicht im Raum stand. Dann wurde er schläfrig und verlor das Bewusstsein.

Ein neuer Tag brach an. Der Zirkusdirektor, der mit dem Kopf auf seinem Schreibtisch schlief, erwachte, als Bobo der Zirkusaffe in seinen Wagen trat. „Was macht Ihr hier, Gentleman. Die Show fängt gleich an!“, rief Bobo.
„Die Show…?“, etwas verwirrt stand der Direktor von seinem Stuhl auf und erinnerte sich verschwommen an den Vorfall vom Vorabend.
„Ja, die Show!“, wiederholte Bobo. „Die siebenundachtzigste Show! Es ist sogar der Landadel im Publikum, der sich ein Bild von unserem heutigen Auftritt machen will. Und stellt euch vor, die wollen uns finanzieren, wenn sie heute überzeugt werden!“, Bobo klatschte in die Hände.
Der Direktor kam langsam zur Besinnung. „Die siebenundachtzigste Show… Dann hat es tatsächlich funktioniert…“, sprach er leise zu sich selbst. „Ich bin sofort da, Bobo. Ich gebe dem Löwen noch das Beruhigungsmittel!“
„Alles schon geschehen. Lumpi hat das schon heut Mittag erledigt. Kommen Sie. Machen Sie ihre Ansage!“
„Lumpi… Es hat tatsächlich funktioniert, Bobo!“, der Direktor erschien fast Wahnsinnig vor Freude. Bobo wollte nicht weiter nachfragen, er war nur erfreut über die Laune seines Vorgesetzten. „Kommen Sie schon, Herr Direktor!“

Nach einer außergewöhnlich fröhlichen Ansage des Direktors in der Manege tobte das Publikum. Und die Show begann erneut. Dieses Mal lief alles glatt. Die Artisten, die Clowns, die Tiere, die Zauberer… alle lieferten einen hervorragenden Auftritt ab, so gut, wie noch nie zuvor. Und am Ende stand das gesamte Dorf auf und applaudierte – sogar der Adel sprang auf. Ein Prinz, der im Adel saß erhob die Hand um damit anzudeuten, dass das Publikum Stille walten lassen sollte. Als es nach kurzer Zeit mucksmäuschenstill wurde, begann er dann zu sprechen:
„Noch nie habe ich so eine Unterhaltung vernommen wie heut und ich denke ich spreche damit für alle! Der Adel wird die Finanzierung eines Vergnügungsparks unter der Leitung dieser Artisten in die Wege leiten. Er soll innerhalb von drei Jahren errichtet werden und zwar genau an dieser Stelle. Und alle Menschen sollen den Weg dorthin finden. Wir werden Plakate in jeder erdenklichen Stadt im Umland aufhängen! Und es soll den Mitarbeitern des Zirkus fortan an nichts mehr mangeln!“

Und so kam es, dass aus dem kleinen Zirkus drei Jahre später ein riesiger Vergnügungspark mit dem Namen Park 87 wurde, in dem es viele Zelte mit verschiedenen Spielen gab. Und nicht nur das: Es gab auch noch immer ein Zirkuszelt, Achterbahnen, Geisterbahnen, Karussells und viele Attraktionen. Von überall her kamen die Menschen. Zehn Jahre lang begeisterte der Park fortan all die Menschen. Es war der erste seiner Art. Und niemandem war der Weg zu weit. Zehn Jahre lang…

Das zehnte Jahr war nun zur Hälfte rum. Es war Sommer und wie all die Jahre zuvor öffneten sich bereits am Morgen die Tore des Parks 87. Und schon jetzt reihten sich viele Menschen in die Warteschlangen an der Eintrittskasse ein. Alles nahm seinen gewohnten Gang. Die Karussells fuhren, die Artisten verübten ihre Shows und die Besucher des Parks waren glücklich. Und das alles war so, obwohl dunkle Wolken über dem Park aufzogen und es langsam zu regnen begann. Doch bereits nach einiger Zeit wurde der Regen stärker. Und aus kleinen Tröpfchen wurden dann faustdicke Wasserbälle, die auf den Park niederprasselten. Und dann sollte es kommen, wie es kommen musste: Der Park, der jetzt in vollstem Betrieb war, befand sich plötzlich in Mitten des heftigsten Unwetters, dass je zuvor in einer zivilisierten Gegend herrschte. Der Wind wirbelte durch das Gestell des voll besetzten Riesenrads und brachte es heftig zum Schwanken, sodass sich langsam Schrauben und Verbindungsteile voneinander lösten. Die faustgroßen Wassertropfen, die aus den Laufwegen in kürzester Zeit kleine Flüsse formten, wurden jetzt zu steinharten Eiskugeln, die mit drastischer Geschwindigkeit auf die Gäste im Park niederstürzten. Panik brach aus und die Parkbesucher versuchten dem Unwetter zu entfliehen. Doch je stärker sich die Unruhe ausbreitete, desto weniger konnte man sich bewegen. Menschenmassen quetschten sich zusammen und fingen an aufeinander einzuschlagen. Dann erklang ein lautes Knatschen, dessen schrecklicher Laut den gesamten Park und noch weite Strecken darüber hinaus beschallte: Das Riesenrad begann zu kippen. Die in sich verkeilten Massen an Parkbesuchern konnten nicht fliehen. Mit tobenden Lärm schlug das Gerüst auf den Boden und begrub einen Großteil der Parkbesucher unter sich. Die Hagelkörner, die noch immer zahlreich auf das geschehen herabstürmten, durchschlugen alles, was sich zwischen ihnen und dem Erdboden befand mit überraschender Leichtigkeit. Selbst die widerrechtlich festgeklebten Dosen am Dosenwerfstand fielen jetzt auseinander. Und ähnliches geschah mit den Köpfen der flüchtigen, aber noch lebendigen Besuchern – bis sich das mit dem lebendig sein auch erledigte. Der Direktor sah bei dem Geschehen zu, bis auch er einem teuflischen Hagelkorn, das seine Stirn als Ziel hatte, erlag. Stille machte sich breit über dem Park. Der Park lag in seinen Trümmern in einem blutroten, knöchelhohen See. Nur eine Gestalt setzte noch einen Fuß vor den anderen. Schritt für Schritt platschten dessen Stiefel langsam durch das blutgetränkte Wasser und blieben plötzlich am toten Körper des Zirkusdirektors stehen. „Habt ihr die Zeit genossen?“, sprach die Gestalt. Es war der rothäutige Dämon, der dem Direktor schon vor zehn Jahren begegnete. „Sieh dich an, wie du im Dreck liegst. Wie du an deinem jämmerlichen Gewissen zugrunde gegangen bist. Menschliche Schwäche... Die Vertragslaufzeit ist vorbei. Doch keine Sorge. Mit deinem Tod endet es nicht. Fortan werden du und deine Crew für mich arbeiten. Für mich! Lucious, dem Herrn der Unterwelt! Der Eintritt für euren Zirkus wird künftig keinen Taler kosten. Ihr werdet Unterschriften sammeln und mir die Seelen der Zuschauer bringen und dann spielt ihr ein tödliches Stück bis in alle Ewigkeit! Ihr sollt der Grundstein für meine Geisterarmee sein!“, Flammen stiegen aus Lucious Körper auf und er begann zu schreien: „Und jetzt erhebt euch, meine Schergen! Erhebt euch, mein Psycho Circus!“
Blitz und Donner heulten über dem Geschehen. Und die Leichen der Parkbesucher leuchteten bläulich auf. Ihre Seelen stiegen langsam nach oben. Plötzlich zischte es bitterlich laut und in dem Bruchteil einer Sekunde zog ein schwarzer Nebel die Seelen in die Erde und ließ sie dort verschwinden. Dann begannen die toten Körper der Crew und des Zirkusdirektors zu zucken und sich jaulend und krächzend zu erheben. Mit schwarzen Augen starrte der Zirkusdirektor sein teuflisches Gegenüber an: „Ihr wünscht, Meiser?“…
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