Jerrytales Sammelkartenspiel
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Die schwarze Mine (Deckstory) Empty Die schwarze Mine (Deckstory)

Mo Nov 13, 2017 9:17 pm
Die schwarze Mine

Mittlerweile hatte sich das einst nur große Loch im Boden zu einer unterirdischen Stadt entwickelt. Hölzerne Hängebrücken an modrigen Seilen, sowie Plattformen und Treppen aus halb verkohlten Brettern waren überall angebracht in den unterirdischen Weiten. Tausende von orkschen Minenarbeitern kämpften sich mit Sprengutensilien und Spitzhacken durch das kalte Gestein. Die effektivste Abrissarbeit leisteten aber ausgeliehene Trolle aus den Giganbergen, die mit ganzem Körpereinsatz dabei waren, die unterirdische Stadt in die Tiefe zu erweitern. Felsen mussten aus dem Weg geräumt werden; neue Löcher mussten in die Tiefe geschlagen werden.

Und alles begann mit dem Eintreffen eines Hexenmeisters vor dreiunddreißig Jahren. Ein Mann in schwarzgrünem Gewand und ohne Gesicht. Wahrlich machte sich auch später noch der ein oder andere Ork ins Hemd, wenn er daran dachte, wie er diesem Mann gegenüberstand. Eine riesige Kapuze trug er, aber ausgefüllt wurde diese von einem tiefschwarzen Nichts. Und er sprach zum König der südlichen Orklande, Dummbatz. Dummbatz war ein fetter, riesiger Oger. Er war grausam und skrupellos. So mochte sein Volk ihn. Doch seine Autorität stand in der letzten Zeit etwas auf der Kippe. Die Nordmenschen und Zwerge in den Gebirgen nördlich der Orklanden bezogen aus ihren Bergen seltenste und kostbarste Metalle, die ihnen einen vortrefflichen Rüstungsbau ermöglichten. Und das brachte den nun schon einige tausend Jahre immer wieder aufkommenden Krieg zwischen den Völkern so langsam ins Ungleichgewicht. Die Orks waren den neuen Mechaniken und Rüstungen ihrer Erzfeinde mit der Zeit immer unterlegender. Und der fremde Hexenmeister versprach nun für Abhilfe zu sorgen. Er flüsterte Dummbatz einen genauen Ort zu, an dem sie eine Mine errichten sollten. Und Dummbatz folgte dem Rat des Fremden, ohne auch nur zu wissen, welcher Gestalt dieser entsprang. Es war nicht ersichtlich. Er roch weder nach Ork, Elf, Mensch, Zwerg noch nach einem Tier oder dergleichen. Und nachdem Dummbatz dem fremden eine Mine an der vereinbarten Stelle zusagte, verschwand der Hexenmeister auch so schnell wieder, wie er gekommen war. Und sein Rat war fantastisch: Mit einem Rammbock, erbaut aus vielen zusammengeknoteten Baumstämmen, rammten die stärksten Trolle ein tiefes Loch in den felsigen Boden des Ödlandes. Die starke Erschütterung ließ Fels und Erde rissig werden. Der Boden brach in einem Umkreis vieler Meter auf und verschluckte die die armen Trolle in sich. Und dann erstreckte des sich vor den Orks: Ein tiefer hohler Raum, gerade so, als wäre hier schon einmal ein Loch gewesen, das sie jetzt nur wiederentdeckt hätten und dessen Oberfläche versteinert gewesen war. Die Orks erbauten sich eine unterirdische Stadt hinein in die tiefen Weiten, um diese zu erforschen.

Und viele Jahre ging es so, bis endlich…
„Ich habe da etwas entdeckt!“, kreischte Gulli, der wilde Minenarbeiter. Sofort versammelte sich eine Scharr Orks und Trolle um den Fundort an der tiefsten Stelle der Mine. Auch König Dummbatz wurde mit einem Flaschenzug samt Thron herabgelassen. Als er dort unten ankam, hatten die Trolle bereits ein breites Feld freigelegt. Vor Dummbatz Augen erstreckte sich ein riesiger stählerner Block. Seine Oberfläche war glatt und unversehrt und spiegelte alles über sich in einem tiefen schwarz wider. Dummbatz war außer sich vor Freude. Etwas Ähnliches hatte der Hexenmeister ihm vor dreiunddreißig Jahren prophezeit: „Ein Metall, das, wenn es erst einmal zum einem Brustpanzer würde, kaum noch zu durchdringen sei, wird das Objekt, wonach ihr suchen müsst.“, so oder so ähnlich waren die Worte des Fremden. „Haha!“, stieß Dummbatz ein lautes Lachen aus. „Wir haben es gefunden! Das hier, meine treu Ergebenen, das ist ‚Schwarzer Stahl‘. Das wird unser aller Leben verändern und unser Volk zu neuer Größe führen! Tragt es ab! Wir wollen es schmieden!“
Mit einem tobenden Lärm begannen die erfreuten Minenarbeiter mit dem Abbau der riesigen Stahlplatte. Sie sprengten, hämmerten und kratzten auf ihr rum. Aber schon nach kurzer Zeit mussten sie einsehen: Das Material hatte nicht auch nur den kleinsten Schaden davongetragen. „Meister!“, unterrichtete Gulli seinen König. „Es ist uns unmöglich den Stahl abzutragen. Er ist unzerstörbar!“
„Hmm…“, stieß Dummbatz ein tiefes Grummeln aus, dass so mancher Fels bebte. Dann begann er zu denken. Dummbatz war nämlich ein äußerst kluger Oger unter den Orks. Und in der Tat kam ihm eine – man kann sagen – zündende Idee: „Drachenfeuer! Etwas, das so tief in der Erde vergraben liegt, muss sehr alt sein. Und irgendjemand hat es vor Ewigkeiten geschmiedet, denn die Form des Stahlblocks ist nicht natürlich. Und welche Urzeitwesen, die genauso alt sein dürften, wie unser Fundstück, können eine unvergleichliche Hitze erzeugen? Drachen! Wir brauchen Drachen, Gulli! Sie werden den Stahl für uns schmelzen können!“
„A... Aber Meister. Die Drachen leben in den Feuerbergen. Das ganze Land dort speit Flamme und Feuer in die Lüfte. Und, wie wollt ihr einen Drachen zähmen. Das ist unmöglich! Die sind viel zu mächtig und zu groß.“
„Nicht, wenn sie noch jung sind…“, antwortete Dummbatz. „Gulli, ruf mir unsere Freunde vom Nachtclub her! Sag ihnen, ich mache ihnen ein Angebot, das sie nicht ausschlagen können.“
„Die Goblins, Meister? Diese verrückten? Seid ihr sicher?“, fragte Gulli irritiert.
„Meine Güte, Gulli!“, rief Dummbatz erzürnt. „Jetzt habe ich so einen schönen Abschlusssatz gefunden und du machst mit deiner Fragerei alles wieder hinfällig. Natürlich, die Goblins! Oder kennst du noch anderes, als deren Clan, auf das die Bezeichnung ‚Nachtclub‘ zutrifft?! Das sind die besten Diebe, die in dieser Welt umherwandeln! Also mach dich auf!“
„Ja, Meister! Verzeiht, Meister! Bitte, nichts Schmerz!“, rief der buckelige Ork und machte sich im Schnellschritt auf zu seiner Mission.

Es dauerte ein paar Tage bis Gulli schließlich wieder heimkehrte. An seiner Seite war ein Trupp bestehend aus zehn Goblins. Ihre Haut war grün und ihre Gestalt war jener der Orks nicht unähnlich. Lediglich ihre noch größeren, aber ebenfalls spitzen Ohren und ihre leuchtenden, gelben Augen verrieten, dass sie Goblins und keine Orks waren. Auch waren sie etwas gepflegter, was ein metrosexueller Ork aber auch noch hinbekommen würde. Gulli trat vor den Thron seines Königs und kniete nieder. „Da sind die Kobolde, Meister.“
Den grünen Dieben voran stand ein männlicher Goblin mit vernarbtem Gesicht. Er trug keine Kapuze, wie die anderen, sondern einen schicken Hut mit einer Feder. „Dummbatz!“, begann er unaufgefordert zu sprechen. „Lang ist’s her! Was macht die Buddelei?“
„Murnon! Wie laufen die Geschäfte?“, entgegnete Dummbatz und stand mit ausgebreiteten Armen von seinem Thron auf und zeigte damit eine Geste des Willkommens. „Habt ihr die Menschen von Elosien schon um ihr gesamtes Hab und Gut gebracht, haha?“
„Tag für Tag etwas mehr. Wenngleich sie es uns auch nicht immer leichtmachen. Warum genau sind wir hier, mein Freund?“
„Es gibt etwas, das ihr sehen müsst. Ein Fundstück in der Mine. Aber ihr müsst Stillschweigen darüber bewahren!“

Murnon, der Anführer der Goblins willigte ein und ließ sich und seinen Trupp von Dummbatz zum schwarzen Stahl geleiten. Dort angekommen, schilderte der Orkkönig des Südens seinem alten Freund die Ausgangssituation.
„Und was genau müssen wir tun?“, wollte Murnon wissen.
„Es ist unmöglich einen ausgewachsenen Drachen zu zähmen oder festzuhalten. Ihr müsst mir osravisalische Dracheneier von der Insel Feuerbergen stehlen und sie hier hierherbringen.“
Murnon sah Dummbatz unglaubwürdig an. Nach einer kurzen Denkpause sprach er: „Osravi-was? Komm schon das Wort hast du dir doch nur ausgedacht, um etwas spannender zu klingen. Das mag bei deinen Orkfreunden funktionieren, bei mir aber nicht…“
„Hmm“, grummelte Dummbatz verlegen. „Ja, na schön. Das Wort gibt es gar nicht. Aber in einer Welt wie dieser wäre es fast nicht aufgefallen, hm?“, spottete Dummbatz über sich selbst. „Das Wort was ich eigentlich ersuchte, war: befruchtet. Es müssen befruchtete Dracheneiersein! Das ist wichtig! Denn ich will sie ja nicht zum Frühstück anbieten, sondern Drachen züchten!“
„Ich verstehe. Das ist eine äußerst gefährliche Aufgabe, mein Freund!“
„Das Material dort unten ist das kostbarste, was ich jemals gesehen habe. Der härteste Stahl der einem sterblichen Lebewesen zu Augen gekommen ist! Ich bin bereit euch mit Schätzen zu versorgen und einen Teil des Stahls mit euch zu teilen!“
Kurz wallte Stille über dem Geschehen. Dann lachte Murnon und reichte seinem Gegenüber die Hand: „Ich habe hier hinter mir einen Elite-Trupp unseres Clans. Du kannst dich darauf verlassen, dass wir deinen Auftrag erfüllen. Wir sind im Geschäft!“

Von diesem Moment an vergingen einige Wochen. Und als Dummbatz die Hoffnung auf seine osravi… auf seine befruchteten Dracheneier schon fast aufgegeben hatte, vernahm er auf einmal ein lautes Geschrei im Wind. Kurz darauf sah der Orkkönig in der Ferne ein grelles Licht – eine große Stichflamme. Sie kam immer schneller auf den Thron zu. Die Wachen machten sich bereit, einen möglichen Angriff abzuwehren. Und dann erkannte Dummbatz, dass es Murnon und die Goblins waren, die mit einem Satz Dracheneiern zurückkamen. Murnon rief vom Weiten: „Alles in Ordnung! Uns ist nur auf dem Weg eines der Drachen geschlüpft! Meine Güte, die haben ganz schön Feuer im Atem!“

Dummbatz zahlte seine Goblinfreunde reichlich aus. Und damit begann in der schwarzen Mine die Drachenzucht. Die Jungtiere waren nicht zu mächtig und gleichzeitig war ihr Feuer in der Tat heiß genug, den schwarzen Stahl zum Schmelzen zu bringen. So trugen die Orks den Stahl nach und nach ab. Als sie das erste Stück der meterdicken Platte vollständig entfernt hatten und so ein enges, durchgehendes Loch in ihrem Fundstück hinterließen, stießen die Minenarbeiter allerdings nicht etwa auf einen Felsboden. Nein, zu ihrer Überraschung befand sich unter dem schwarzen Stahl ein tiefer Hohlraum. Das war äußerst verwunderlich, denn das mochte heißen, dass die Platte von Trägern irgendwo gehalten werden musste und als Decke für einen tief vergrabenen Raum fungierte. Nach langem Überlegen meldete sich Gulli als Freiwilliger: „Ich werde hinuntergehen!“
Mit einem modrigen Seil, das ihm um den Oberkörper gebunden wurde, ließen ihn die Minenarbeiter im Beisein des Orkkönigs das Loch hinunter. Immer weiter seilten sie Gulli, der nur mit einer Fackel bewaffnet war, ins tiefe Nichts ab. Irgendwann konnten sie nicht einmal mehr das Leuchten der Fackel sehen, so tief unten war er schon. Nach einer gewissen Zeit konnten die Orks aber Gullis Stimme hören: „Ich bin unten angekommen! Ich bin Unten!“
Sofort schlug Dummbatz einen der Minenarbeiter beiseite, um sich selbst über das Loch im Stahl zu beugen. „Was siehst du?!“, rief er mit lauter Stimme hinunter.
„M… Me… Meister. Komische Steine, mein Herr! Sie enthalten Zeichnungen!“, antwortete Gulli, der mit seiner Fackel unzählige Fossilien merkwürdiger Kreaturen ausleuchtete.
„Was soll das heißen?! Was für Zeichnungen?“
„Sieht aus, als wären sie in den Stein eingebrannt, mein Herr. Gruselige Kreaturen!“
Dummbatz hielt kurz inne, bevor er leise murmelte: „Die Legende ist wahr…“
Kurz sah sich der Orkkönig nach links und rechts um. Dann packte er einen der Minenarbeiter um ihn herum und warf ihn ins Loch. „Ist für einen guten Zweck!“, rief er dem schreienden, fallenden Ork noch hinterher. Dann hörte man ein dumpfes Geräusch und Gulli, der kurz aufschrie: „Meine Güte, was ist das?“
Neben Gulli lag der Minenarbeiter, dessen Kopf jetzt einer aufgebrochenen Melone glich. Das Blut lief in aderförmige Steinrillen hinein, die sich über den Felsboden verteilten.
„Was geschieht da?“, rief Dummbatz laut.
„Ich bin nicht sicher, mein Gebieter!“, antwortete Gulli. „Das Blut bahnt sich seinen Weg in einen der gezeichneten Felsen!“
Dummbatz lächelte: „Und damit beginnt eine neue Ära! Das Zeitalter der Orks wird hier und heute angebrochen!“
„Meister?“, klang Gullis Stimme etwas panisch aus dem tiefen Loch. „Meister? Hier geschieht etwas! Zieht mich hoch! Zieht mich hoch!“
„Zu spät!“, rief Dummbatz. „Beschreib was du siehst!“
„Ich… Die Felsmalerei füllt sich mit dem Orkblut! Der Stein beginnt, sich zu verändern.“, Gulli stotterte verängstigt. „Ah! Er nimmt die Form der Kreatur an! Er wird lebendig! Zieht mich hoch! Zieht mich hoch…“
Gespannt lauschten alle versammelten Orks dem Geschehen. Zwei Minenarbeiter zogen bereits wieder am Seil um Gulli aus dem Loch zu holen. Plötzlich ertönte ein donnerndes Gebrüll in der Tiefe, das den Boden zum Beben brachte. „Oh je! Was ist denn d…?“, hörten alle Orks Gullis Stimme sagen, bis sie völlig verstummte. Die zwei Minenarbeiter, die am Seil zogen, fielen ruckartig nach hinten. Dabei zogen sie das Seil gänzlich aus dem Loch und stellten erschrocken fest, dass der buckelige Ork nicht mehr daran hing. Wieder ertönte das laute Gebrüll. Felsen rieselten herab. All die Minenarbeiter blieben vor Angst regungslos stehen.
„Gulli ist Geschichte. Ich werde ihm zu Ehren jedem tiefen Loch im Boden seinen Namen geben. Aber jetzt lauschet meine Diener! Das ist das, was der Hexenmeister mir wirklich prophezeite. Hier und jetzt bricht unser Zeitalter an! Das Zeitalter der Orks! In diesem Loch schlummern unsere lang vergangenen Götter…“

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